Sunday, April 13, 2025
Quickie: Das neue Amerika
Zu meiner Belustigung habe ich mir in den letzten Tagen via YouTube ein paar Statements von amerikanischen Politikern angehört. Eigentlich ist es nicht lustig, sondern vielmehr traurig, was sie sagen. Aber wir können sowieso nicht ändern, was sie dort gerade treiben, insofern können wir uns zumindest darüber amüsieren. Linda McMahon, die Bildungsministerin, wusste nicht so richtig, was Künstliche Intelligenz ist; Robert Kennedy Jr., der Gesundheitsminister, hatte keine Ahnung, wie es mit dem Gesundheitswesen steht. Im Prinzip klang das, was sie so von sich gaben, schwer nach Donald Trumps Versuch, seinem Volk zu erklären, was Belgien ist. Kein Wunder, dass er die beiden in seinem Kabinett haben wollte.
Vielleicht tun wir Trump ja Unrecht. Wir sollten die Dinge einmal aus seiner Perspektive sehen. Die Welt ist aus den Fugen geraten, und da braucht es jemanden, der mal durchgreift und ordentlich aufräumt. Nehmen wir zum Beispiel die Chinesen. Sie besitzen eine Dreiviertelbillion an US-Staatsanleihen; das passt nicht in das Trump’sche Weltbild, also radieren wir diesen Fakt einfach aus. Was übrig bleibt, sind eine Menge heimtückischer Schlitzaugen, welche mit ihrem Trend, alles lizenzfrei kopieren zu wollen, die amerikanische Lebensweise zu zerstören suchen. Selbst ihr Daueranliegen, in Taiwan einzumarschieren, haben sie von Trumps Annexionsplänen für Grönland geklaut. Mit Strafzöllen von 145% sind sie eigentlich noch sehr gut bedient. Dass sie sich dagegen wehren wollen, ist wirklich unter aller Sau.
Kanada hat den USA das schöne weite Land oberhalb der Großen Seen (ist das Norden?) gestohlen. Na das gehört sich wirklich nicht. Die Zölle in diese Richtung sind nur eine nette Geste, um die Kanadier auf das vorzubereiten, was das Schicksal seit Jahrhunderten für sie vorgesehen hat, nämlich eine Eingliederung in die Vereinigten Staaten. Oder denken wir an Europa. Nicht nur, dass die Briten irgendwann im Mittelalter ihre Unabhängigkeit von den USA erklärt haben; sie wollten auch eine Zeitlang mit den Europäern gemeinsame Sache machen, obwohl es dafür geographisch nicht den geringsten Grund gibt. Und überhaupt versuchen die meisten europäischen Staaten - ausgenommen die netten Russen -, sich gegen die rechtsradikalen Strömungen zu wehren, die immer mehr an Fahrt aufnehmen. Ein Unding.
Vor diesem Hintergrund ist es nur angemessen, dass die Dinge stellenweise ein wenig auf den Kopf gestellt werden. Zwar hat Trump seinen Bürgern versprochen, dass alles billiger wird, und plötzlich wird alles teurer, doch wer wird das schon so genau nehmen. Es geht um das große Ganze, da muss man eben hin und wieder Opfer bringen. Außerdem rudert er ja schon wieder ein Stück zurück. Wir sollten ihm dankbar sein. Im Ernst, der Rest der Welt hat nicht ein einziges Mal Danke dafür gesagt, dass die Amerikaner uns erlauben, auf ihrem Planeten mit zu existieren. Also lasst uns aufhören zu meckern und stattdessen die Hände für den Messias falten, dessen Auferstehung nach vier Jahren Abstinenz im Weißen Haus wir nächste Woche feiern werden.